30. Oktober 2018 Nach einer spannenden Saison sicherten sich Marijan Griebel (29/Hahnweiler) und Beifahrer Alex Rath (34/Trier) bei der ADAC 3-Städte-Rallye den Titel in der Deutschen Rallye-Meisterschaft (DRM). Im Meisterinterview spricht TEAM PEUGEOT ROMO-Pilot Griebel über Rückschläge, seine starke Aufholjagd und das emotionale Saisonfinale.
Wie fühlt es sich an, den Titel gewonnen zu haben? Marian Griebel: „Es ist ein unheimlich tolles Gefühl. Ich bin überglücklich. Als wir alle zusammen mit dem ganzen TEAM PEUGEOT ROMO in Straubing auf der Zielrampe standen und es geschafft hatten, standen mir schon Tränen in den Augen. Das war ein Mega-Moment!“
Welche Bedeutung hat der Gewinn der deutschen Meisterschaft für Sie? „Er ist wirklich etwas Besonderes – vor allem wegen des Saisonverlaufs. Das Jahr begann enttäuschend mit dem Nicht-Start beim Auftakt, nach drei Saisonläufen lagen wir fast 40 Punkte hinter der Tabellenspitze. Aber das ganze Team hat trotzdem nie den Ehrgeiz und die Motivation verloren. Wir haben alle zusammengehalten und hart gearbeitet. Dank dreier Siege in Folge und zweier zweiter Plätze in den letzten fünf Saisonläufen gelang uns eine tolle Aufholjagd, die am Ende mit dem Titel belohnt wurde. Wir sind bildlich gesprochen während der Saison die Leiter hochgeklettert: Von Anfangs ganz unten sind wir immer höher hinauf, bis wir schließlich ganz oben angekommen sind. Es freut mich extrem für das TEAM PEUGEOT ROMO und Peugeot Deutschland, dass wir es geschafft haben. Und auch für mich ist es toll, dass ich derjenige sein durfte, der den ersten deutschen Rallye-Titel für Peugeot Deutschland seit 1986 einfährt und damit in die Fußstapfen einer Rallye-Legende wie Michèle Mouton tritt.“
Hatten Sie während der Saison mal Zweifel, ob es mit dem Titelgewinn klappt? „Ich wusste vor der Saison, dass die Aufgabe kein Selbstläufer werden wird und es im Motorsport auch mal Rückschläge geben kann. Ich war nach dem schwierigen Saisonbeginn schon etwas enttäuscht, aber ich wusste auch, dass die Möglichkeit, für Peugeot Deutschland zu fahren, viele Vorteile bietet. Und dies haben wir perfekt umgesetzt. Wir haben viel getestet und am Auto ausprobiert. Ich habe daher regelmäßig im Auto gesessen und viel Fahrpraxis gehabt. Das haben wir uns im Titelkampf zunutze gemacht. Als ich in Sulingen noch auf der letzten Wertungsprüfung ganz knapp auf das Podest gefahren bin, und spätestens, nachdem wir bei der Rallye Wartburg Dominik Dinkel und Christian Riedemann im direkten Kampf geschlagen haben, war mir aber klar: ‚Da geht noch was‘.“
Vor allem die zweite Saisonhälfte lief für Sie nahezu perfekt. Was war Ihr persönliches Highlight? „Ganz sicher die letzten Prüfungen der Rallye Erzgebirge. Wir haben auf der siebten von elf Wertungsprüfungen durch einen Reifenschaden viel Zeit verloren und sind hinter unseren Titelkonkurrenten Dominik Dinkel zurückgefallen. Doch dann habe ich mir gedacht: ‚Genau jetzt zählt’s!‘ Ich wusste, dass es ein riesiger Schritt in Richtung Titelgewinn sein würde, wenn wir die Rallye doch noch gewinnen. Ich habe daher auch viel riskiert, aber es ist am Ende alles gutgegangen. Dass wir das noch umgebogen haben, macht mich schon ein wenig stolz. Es war auf jeden Fall unser schönster Sieg, da er hart erkämpft war.“
Wie emotional war dann das Finalwochenende bei der 3-Städte-Rallye? „Vom Druck war das Wochenende schon außergewöhnlich, da ich wusste, wie viel auf dem Spiel steht. Wenn man zum Finale mit zwölf Punkten Vorsprung anreist, kann man fast nur noch verlieren. Daher war es mental recht anstrengend. Man hört viel mehr ins Auto und achtet auf irgendwelche Geräusche, die vielleicht ein Problem ankündigen. Da werden manche Prüfungen dann plötzlich sehr lang. Man muss aber die Konzentration aufrechterhalten und die Rallye vernünftig zu Ende zu fahren. Umso schöner ist es natürlich dann am Ende, wenn man das große Ziel gemeinsam erreicht hat.“
Ihre Nervenstärke war sicherlich auch einer der Schlüssel zum Titelgewinn. Hilft es, dass Sie als Polizeioberkommissar arbeiten und daher beruflich gelernt haben, mit stressigen oder schwierigen Situationen umzugehen? „Das ist ein interessanter Vergleich. Geduld und auch Nervenstärke sind in gewisser Weise auch im Job immer wieder gefordert. Das hilft sicherlich. Aber auf der anderen Seite betreibe ich jetzt schon seit fast 20 Jahren Motorsport. Bevor ich mit dem Rallyefahren begonnen habe, bin ich schon Motorradtrial gefahren. Ich war schon öfter in titelentscheidenden Situationen und profitiere daher auch von einem großen Erfahrungsschatz.“
Welchen Anteil hat die Mannschaft von ROMO Motorsport am Titelgewinn? „Einen sehr großen. Teamchef Ronald Leschhorn ist ein absolut leidenschaftlicher Rallyefan. Er hat mir sehr viele Testfahrten ermöglicht und ist auch einige Male zu Peugeot Sport gereist, um sich auszutauschen. Das Team hat während der Saison ein paar Verbesserungen am Auto gefunden, die uns geholfen haben noch schneller zu werden. Der Peugeot 208 T16 war im Lauf der Saison extrem zuverlässig und ein tolles Gesamtpaket. Deshalb geht ein Riesendank an Ronald und seine Jungs. Aber auch mein Beifahrer Alex Rath hat einen tollen Job gemacht – ohne ihn hätte der Titelgewinn so nicht geklappt. Rallye-Sport ist nun mal ein Teamsport – als Einzelkämpfer kommt man nicht weit. Mein Dank geht natürlich auch an Peugeot Deutschland, die das ganze Projekt sehr unterstützt haben. Es hat mich auch sehr beeindruckt, dass Steffen Raschig als Geschäftsführer fast bei jedem Lauf dabei war und uns auch beim Finale vor Ort die Daumen gedrückt hat. Er hat sicherlich einen vollen Terminkalender, aber hat sich viele DRM-Läufe nicht entgehen lassen. Es ist toll, dass Peugeot Deutschland das DRM-Projekt auf die Beine gestellt hat und dass sie mich als Fahrer ausgewählt haben.“